
„Frankreich zwischen Coronaleugnern und Massenprotesten“ mit Sebastian Chwala (Diskussion/Vortrag)
Im November letzten Jahres schlug der Film „Hold-Up“ wie eine Bombe in die coronageplagte französische Gesellschaft ein. Innerhalb kürzester Zeit wurde er millionenfach online gesehen. Wüste Verschwörungsmythen werden hier gebündelt, die unter anderem darin bestehen, das die „Reichsten“, „wie die deutschen Nazis im Zweiten Weltkrieg einen Holocaust planen, diesmal, um die 3,5 Milliarden der Ärmsten zu eliminieren.“ Natürlich hält der Filminhalt keinem seriösen Fakten-Check stand, aber die Frage ist, warum der Film massenhaften Zuspruch erhält? Und warum besteht laut Umfragen in Frankreich zugleich die geringste Impfbereitschaft in der Bevölkerung von allen EU-Staaten?
Wie ist die Situation der Menschen in unserem Nachbarland, die seit Monaten in einem wirklichen Lockdown mit abendlicher Ausgangssperre, überlastetem Gesundheitssystem und zigtausenden von Corona-Toten leben müssen? Was führt dazu, dass Ende Januar 100.000 Beschäftigte in den Schulen (Lehrer*innen, Schulkrankenpfleger*innen) streiken, um gegen ihre Arbeitssituation zu protestieren, gleichzeitig Studierende für die Öffnung der Universitäten und für höhere finanzielle Unterstützung demonstrieren?
Wie lassen sich also die gesellschaftlichen Auseinandersetzungen mit Blick auf den Umgang mit der Corona-Pandemie erklären? Welchen Kurs der zunehmenden autoritären Formierung (Einschränkung der Pressefreiheit zugunsten des Polizeiapparats) fährt das Macron-Regime? Und wie agieren die – angeblich so staatskritischen und antiautoritären – Französinnen und Franzosen, die in den letzten Jahren durch Massenstreiks gegen die Rentenreform und mit der Gelbwestenbewegung aktiv waren?
Die Situation schildert Sebastian Chwala, Politkwissenschaftler und seit Jahren intensiver Beobachter der sozialen Bewegungen in Frankreich
Gefördert durch die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg.