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Mit dem Beginn der Coronapandemie ist ein Anstieg an Informations- und Beratungsbedarf zum Thema Verschwörungserzählungen in verschiedenen Handlungsfeldern wie Schule, Kita, Familie oder Betriebe zu verzeichnen.
Der Fachtag soll einen Anlass bieten, sich auch außerhalb des Feldes der Rechtsextremismusprävention auszutauschen und voneinander zu lernen. Neben Expert*innen aus dem Feld der Beratung zu Verschwörungserzählungen sollen auch Expert*innen aus Bereichen, wie Schule, Offene Kinder- und Jugendarbeit, Kirche oder oder der Medienpädagogik zu Wort kommen. Mithilfe der unterschiedlichen Praxiserfahrungen wollen wir diskutieren, welche multiprofessionellen Strukturen, Lösungsansätze, Konzepte und Netzwerke sich daraus ergeben und welche Bedarfe es noch zu decken gilt. In einer Abschlussdiskussion überlegen wir gemeinsam mit den Hamburger Beratungsstellen im Themenfeld Rechtsextremismus(-prävention) welche Herausforderungen auf sie zukommen werden und wie Beratung ihnen adäquat begegnen kann. Neben den beiden Podiumsdiskussionen sollen einzelne Aspekte im Themenfeld Verschwörungserzählungen in verschiedenen Sessions vertieft werden. Neben einer Talkrunde und einer Abschlussdiskussion, sollen einzelne Aspekte im Themenfeld Verschwörungserzählungen in verschiedenen Sessions vertieft werden.
Moderation: Kira Ayyadi (Journalistin mit Schwerpunkt Rechtsextremismus und Verschwörungsideologien)
Die Veranstaltung ist eine Kooperation der Koordinierungsstelle des Beratungsnetzwerks gegen Rechtsextremismus Hamburg und der Hamburger Sozialbehörde.
Wir freuen uns auf einen spannenden Fachtag mit Ihnen!
Programm
10.00 - 10.15 Uhr Begrüßung Larissa Denk (Koordinierungsstelle des Beratungsnetzwerks gegen Rechtsextremismus Hamburg), Grußwort Hamburger Sozialbehörde
10.15 - 11.15 Uhr Keynote „Über die Ansteckungsgefahr von Verschwörungstheorien“ Prof. Dr. rer. Pol. Ayça Polat (Fachhochschule Kiel)
Verschwörungstheorien und -ideologien sind kein neues Phänomen. Sie existieren seit Jahrhunderten und entwickeln sich insbesondere in Zeiten von Verunsicherungen, Umbrüchen und großen Veränderungen. Im Gegensatz zu Verschwörungserzählungen der Vergangenheit erreichen Mythen der Gegenwart über soziale Netzwerke und Online-Dienste zahlreiche Menschen innerhalb kürzester Zeit. Während einige „Verschwörungstheorien“ als harmlos bewertet werden können, weisen viele andere Verschwörungserzählungen antisemitische, rassistische und demokratiefeindliche Radikalisierungstendenzen auf. So auch im Umgang mit der Corona-Krise und den damit verbundenen Gesundheitsschutzmaßnahmen. Der Vortrag beschäftigt sich mit den Ursachen und Wirkungen von Verschwörungstheorien und den „Bündnissen“, die sie zu Tage bringen. Darüber hinaus wird auf die Fragen eingegangen, welchen Handlungsauftrag Fachkräfte der Sozialen Arbeit und Pädagogik im Umgang mit Verschwörungstheoretiker*innen haben und welche Rolle/Positionierungen sie in der Praxis einnehmen können.
11.15 - 12.15 Uhr Multiprofessionelle Talkrunde: Umgang und Erfahrungen mit Verschwörungserzählungen
Mit dieser Talkrunde wollen wir aus den Perspektiven verschiedener Handlungsfelder auf das Thema Verschwörungserzählungen schauen. Welche Erfahrungen haben unsere Podiumsgäste in ihrer Praxis mit Verschwörungserzählungen gemacht? Welchen Umgang haben sie damit gefunden, aus welcher Rolle und was hat sich bewährt? Welchen Bedarf an Vernetzung und Unterstützung sehen sie darüber hinaus? Auch wenn es weitere Professionen seit Beginn der Corona-Pandemie mit Verschwörungserzählungen zu tun bekommen haben, wollen wir mit unseren Podiumsgästen einen Impuls setzen, sich auch außerhalb des eigenen Handlungsfeldes zum Thema auszutauschen. Auch das Publikum ist herzlich eingeladen mitzudiskutieren.
Gäste: Jörg Pegelow (Arbeitsstelle für Weltanschauungsfragen der Nordkirche), Lars Dietrich (Kinder- und Familienzentrum Schnelsen - Standort Schnelsen-Süd), Mitarbeitende von MiMi Hamburg, Adelina Worseck (Jura-Studentin / DGS-Faktencheck), Lehrer einer Hamburger Stadtteilschule
Moderation: Kira Ayyadi
12.15 - 13.00 Uhr Pause
13.00 - 14.15 Uhr Sessions 1-6
Referent: Fabian Kaufmann (bildungsarbeit.org)
In der Session wird der (digitale) Bildungsbaustein vorgestellt und mit den Teilnehmenden gemeinsam überlegt, wie die Methoden in der eigenen pädagogischen / bildnerischen Praxis Platz finden können.
Mit dem (digitalen) Bildungsbaustein gegen Corona-Mythen werden für Multiplikator:innen (nicht nur) aus den Regelstrukturen Kinder- & Jugendhilfe, Schule und Sozialer Arbeit und auch dem Feld der politischen Bildung Methoden zur Verfügung gestellt, um antidemokratischen und rechten Tendenzen im Zusammenhang mit Corona-Leugnung entgegenzuwirken. Die Methoden gehen in die Breite. Sie ermöglichen eine thematische Auseinandersetzung mit den gängigen Corona-Mythen, wie auch die Möglichkeit der Reflexion von Problemen im Umgang mit Verschwörungsgläubigen. Dabei kommen verschiedene Medien (Website, Videos, Texte) zum Einsatz und die Methoden sind in der Gruppe oder auch in Einzelarbeit umsetzbar.
Referenten: Andreas Speit (Journalist / Autor von „Verqueres Denken“) und Meinhard Meuche-Mäker (Politikwissenschaftler)
Die Mobilisierungsfähigkeit hat deutlich abgenommen, der Einzug in den Bundestag mit einer neuen Partei hat nicht stattgefunden. Ist die Bewegung damit gescheitert und wird mit dem Ende der Pandemie an ihr Ende kommen? Aber was bleibt von den entstandenen Strukturen? Was von den Bewegungsunternehmer:innen (Ballweg, im Medienbereich, Schulgründungen)? Wie tiefgreifend ist der Bruch mit Institutionen und parlamentarischem System? Kommt es zur Radikalisierung oder rücken andere Themen in den Fokus, wie beispielsweise die angebliche „Klima-Diktatur“?
Session der Rosa Luxemburg Stiftung Hamburg
Referenten: Florian Hessel (Bagrut e.V.) & Christoph Hövel (#kopfein)
Verschwörungsmythen sind populär. In Medien, Kultur und Politik, unter Erwachsenen und Jugendlichen, auf der Rechten, auf der Linken und in der Mitte. Sie sind uns allen vertraut.
Die Kampagnen der extremen Rechten, die Kanäle ‚alternativer‘ Medienschaffender oder das Gerücht aus ‚sicherer Quelle‘ im sozialen Netzwerk – wo eindeutige Erklärungen angeboten werden, sind die angeblich einfachen, antidemokratischen Lösungen nicht weit. Verschwörungsvorstellungen einigen Menschen über ein gemeinsames, absolutes, personalisiertes und oft antisemitisches Feindbild.
Innerhalb des Workshops werden wir uns gemeinsam den Fragen „Was heißt: Denken in ‚Verschwörungen‘?“ und „Was heißt: Antisemitismus?“ annähern und ergründen warum ‚Verschwörungsgläubige‘ keine Antisemiten sein müssen – es praktisch aber meistens sind.
Florian Hessel (Hamburg) ist Sozialwissenschaftler, Lehrbeauftragter der Ruhr-Universität Bochum und Referent in der politischen Bildung. Er ist Gründungsmitglied von Bagrut e.V. Verein zur Förderung demokratischen Bewusstseins (bagrut.de). U.a. liegt von ihm zum Thema vor: „Moderne Mythen. Kurze Geschichte des Denkens in ‚Verschwörungen‘“ (2020) https://www.bdwi.de/forum/archiv/uebersicht/10903731.html.
Christoph Hövel (Oberhausen) ist Bildungsreferent am Salvador-Allende-Haus Oer-Erkenschwick und leitet das Bildungsprojekt „Kopf einschalten – Kritisch gegen Verschwörungsdenken“ (kopfein.de). Von ihm zum Thema veröffentlicht: „Mit Schüler*innen aktiv gegen Verschwörungsdenken“ (2021) https://www.lautstark-magazin.de/lautstark-052021/mit-schuelerinnen-aktiv-gegen-verschwoerungsdenken.
Referent*innen: Mitarbeitende von Kurswechsel Hamburg
Sie sind in unserem Alltag noch immer sehr präsent – in der Mitte unserer Gesellschaft stehende Personen propagieren offen antisemitische und rechte Verschwörungserzählungen. Diese Erzählungen haben über die letzten Monate hinweg zu einer Radikalisierung geführt. Von Angehörigen, Freund*innen, Berater*innen und Arbeitskolleg*innen wird es oft als sehr belastend und verunsichernd erlebt, im direkten Umfeld mit solchen „Theorien“ konfrontiert zu sein.
Wie können wir Verschwörungsgläubigen begegnen und wie sehen mögliche Handlungsoptionen aus? Genau dieser Frage wird sich die sehr praxisorientierte Session stellen und Handlungsoptionen gegenüber Verschwörungsgläubigen erörtern und besprechen. Wir werden dafür explizit an Beispielen arbeiten und Raum bieten für den Austausch.
Hinweis: Grundkenntnisse im Themenfeld Verschwörungserzählungen sind von Vorteil, gerne können auch eigene Beispiele aus der Praxis mitgebracht werden.
Kurswechsel Hamburg bietet Menschen mit (extrem) rechten Einstellungsmustern, mit und auch ohne Szenezugehörigkeit, eine Distanzierungsförderung und Ausstiegsbegleitung an. Des Weiteren konzipiert das interdisziplinäre Team spezielle Bildungsformate und fachliche Beratung in diesem Zusammenhang für Fachkräfte und Multiplikator*innen. Ziel ist es dabei, Akteur*innen zu sensibilisieren und zu befähigen, Menschen bei ihrer Distanzierung und ihrem Ausstieg im Sozialraum angemessen zu begleiten.
Referent: Dr. Marc Brandstetter (Landesamt für Verfassungsschutz Hamburg)
Seit diesem Frühjahr beobachten alle Verfassungsschutzbehörden eine neue Bestrebung – die verfassungsschutzrelevante Delegitimierung des Staates. Warum die Nachrichtendienste damit ihren gesetzlichen Auftrag erfüllen und welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, damit bestimmte Teile des Pandemie-Leugner*innen-Milieus in den Fokus des Verfassungsschutzes geraten, soll in diesem Austauschforum erörtert werden.
Referent: Jörg Pegelow (Arbeitsstelle für Weltanschauungsfragen der Nordkirche)
Nicht erst seit der Corona-Pandemiesind Verschwörungsmythen in radikalen christlichen Zirkeln und in Teilen der esoterischen Szene, insbesondere in der Recht-Esoterik zuhause. In diesen religiösen Nischen wurde über Jahre hinweg eine wenig beachtete Kultur des Misstrauens und der Ablehnung der freien Gesellschaft und der Demokratie gepflegt – nicht selten aufgeladen mit verschwörungsideologischem Denken.
Im Mittelpunkt dieses Workshops stehen die ganz eigenen christlichen bzw. spirituellen Vorstellungen, die in diesen Milieus die Einfallstore für Verschwörungsdenken darstellen. Neben einer thematischen Einführung wird ausreichend Zeit für den Austausch über eigene Erfahrungen und Diskussion sein.
14.15 - 15.30 Uhr Abschlusspanel: Blick nach vorn: Was braucht es für den zukünftigen Umgang mit Verschwörungserzählungen?
Bei der Abschlussdiskussion sollen verschiedene Beratungsstellen im Themenfeld Rechtsextremismus(-prävention) zu Wort kommen. Mit ihnen wollen wir einen Blick nach vorn versuchen und einschätzen, welche Herausforderungen in der Beratung von Institutionen und Angehörigen und Betroffenen von Verschwörungsgläubigen auf uns zukommen. Welche Bedarfe gilt es zu decken und welche Ansätze, Ressourcen und Netzwerke brauchen wir dafür, um adäquat zu reagieren?
Gäste:
Silke Gary (Kurswechsel Hamburg), Nissar Gardi (empower - Beratungsstelle für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt), Mitarbeitende des Mobilen Beratungsteams gegen Rechtsextremismus Hamburg, Sonja Marzock (Projektleitung entschwört. Beratung zu Verschwörungsmythen im persönlichen Umfeld, Berlin) und Manja Kasten (Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus Berlin)
Moderation: Kira Ayyadi
15.30 - 15.45 Uhr Schlussworte Larissa Denk (Koordinierungsstelle des Beratungsnetzwerks gegen Rechtsextremismus Hamburg)
Anmeldung
Anmeldeschluss ist der 24. November 2021.
Für Rückfragen stehen wir Ihnen selbstverständlich gern zur Verfügung: bnw-hamburg@lawaetz.de
Hinweis: Die Veranstaltenden behalten sich nach §6 VersammlG vor, von ihrem Hausrecht Gebrauch zu machen und Personen, die rechten Parteien oder Organisationen angehören, der rechten oder verschwörungsideologischen Szene zuzuordnen sind, als solches auf der Veranstaltung in Erscheinung treten, oder bereits in der Vergangenheit durch rassistische, nationalistische, antisemitisch, verschwörungsideologische oder sonstige menschenverachtende Äußerungen in Erscheinung getreten sind, den Zutritt zur Veranstaltung zu verwehren oder von
dieser auszuschließen. Dies gilt auch für Online-Veranstaltungen.