(Nicht-)Gedenken von rechtem Terror in den 1980er Jahren in Deutschland

- Veranstaltungsreihe -

Die offizielle und öffentliche Erinnerung an den Terror der 1980er Jahre ist geprägt von Anschlägen und Bedrohungen der Roten Armee Fraktion. Tatsächlich ereigneten sich in dem Jahrzehnt mehrere rechte Terroranschläge und Morde, die heute weniger präsent in der (offiziellen) deutschen Erinnerungskultur sind: Das Oktoberfestattentat in München forderte 13 Menschenleben, in Hamburg-Billbrook töteten Mitglieder der terroristischen Neonazi-Vereinigung “Deutsche Aktionsgruppen“ Nguyễn Ngọc Châu und Đỗ Anh Lân in ihrer Unterkunft. Mehmet Kaymakçı wurde in Hamburg-Langenhorn von rechten Skinheads getötet und nur wenige Monate später wurde Ramazan Avcı an der S-Bahn-Station Landwehr ebenfalls durch extrem rechte Täter und aus rassistischen Motiven ermordet, um nur Beispiele des rechten Terrors in den 1980ern zu nennen.

Mit den Veranstaltungen dieser Reihe wollen wir zum einen an die Morde und die Ermordeten erinnern, aber auch fragen, warum diese Ereignisse weniger stark als Terror in die mehrheitsdeutsche Erinnerungskultur eingehen. Dabei sollen die 80er Jahre nicht für sich alleinstehen, sondern in ihrer Kontinuität rechter Gewalt in Deutschland.

Wir starten die Reihe mit den folgenden zwei Terminen und planen, sie auch darüber hinaus noch im nächsten Jahr weiterzuführen und zu ergänzen.

Das antisemitische Attentat auf Shlomo Lewin und Frida Poeschke am 19. Dezember 1980 in Erlangen. Die initiative kritisches gedenken aus Erlangen im Gespräch mit dem Historiker Olaf Kistenmacher

8. Dezember 2021 - 18:30 Uhr - online

Am 19. Dezember 1980 erschoss Uwe Behrendt, Mitglied der ‚Wehrsportgruppe Hoffmann‘, in Erlangen den Rabbiner und Verleger Shlomo Lewin und dessen Lebensgefährtin Frida Poeschke. Es war der erste antisemitische Mord eines Rechtsextremen in der Bundesrepublik Deutschland. Obwohl Behrendt die rechte Hand von Karl-Heinz Hoffmann, dem Kopf der ‚Wehrsportgruppe‘, war, verfolgte die Polizei lange Zeit falsche Spuren und konzentrierte sich auf das Umfeld der Opfer. Lange Zeit war das Attentat in Vergessenheit geraten, und erst 40 Jahre später, nachdem auch das rechtsextreme Motiv des Oktoberfest-Attentats im September 1980 offiziell anerkannt ist, werden weitere Verbindungen zwischen den beiden rechtsterroristischen Anschlägen erkennbar. Wir sprechen mit Vertreter*innen der initiative kritisches gedenken über die verspätete Erinnerung an den Doppelmord in Erlangen, die Möglichkeiten einer weiteren Aufklärung des Verbrechens - und was das mit der Gegenwart zu tun hat.

Anna und Dominik sind Mitglieder der initiative kritisches gedenken aus Erlangen, die seit 2019 öffentlich an den Mord an Shlomo Lewin und Frida Poeschke erinnert. (https://kritischesgedenken.de/).

Olaf Kistenmacher, Historiker, publiziert seit Jahren zur extremen und Neuen Rechten. [Seine Broschüre "Ausgesprochen unausgesprochen. Latenter Antisemitismus und Erinnerungsabwehr bei den Neuen Rechten", Hamburg 2021, gibt es hier zum Download: https://prisma.online/wp-content/uploads/prisma_expertise2_web.pdf]

Die Veranstaltung findet in Kooperation mit der Jüdischen Gemeinde Hamburg statt.

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Erinnern und Gedenken als selbstorganisierter Widerstand - Gespräch mit Angehörigen von Ramazan Avcı und der Initiative zum Gedenken an Ramazan Avcı (RAI)

14. Dezember 2021 - 18:30 - online

Am 21. Dezember 2021 jährt sich der Mord an Ramazan Avcı am Hamburger S-Bahnhof Landwehr zum 36. Mal. Zusammen mit seinem Bruder und einem Freund wartete Ramazan Avci an der Bushaltestelle S-Landwehr in Hamburg-Eilbek auf einen Bus, als eine Gruppe Neonazis ihn attackierte und brutal malträtierte. Drei Tage später starb er im Krankenhaus.

Zusammen mit Angehörigen Avcıs mahnt und erinnert die Initiative zum Gedenken an Ramazan Avcı (RAI) an den Ermordeten und die Tat. Die RAI schreibt: „Dem Engagement von Gülüstan Avcı und der Initiative zum Gedenken an Ramazan Avcı ist es zu verdanken, dass im Jahr 2012 der Tatort am S-Bahnhof Landwehr in Ramazan- Avcı-Platz umbenannt worden ist. Einen Platz zum Gedenken an die Opfer und zur Information über rechtsextreme Gewalttaten zu schaffen, ist ein erster Schritt, um diese in Zukunft zu verhindern“.

Onlinegespräch mit Familienangehörigen Gülüstan Avcı und Leyla Loğoğlu, sowie Gürsel Yıldırım und Kemal Doğan von der Initiative zum Gedenken an Ramazan Avcı.

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